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  Der Chef der EZB geht und verlangt den Nobelpreis von Milton Friedman
 
 
Was das Rätsel der Zinsen auch bedeutet, ist dies: Wenn das nächste Mal ein Zentralbanker ankündigt, die Zinsen anzuheben, um das Wachstum zu verlangsamen oder die Zinsen zu senken, um die Wirtschaft zu beleben, wissen wir nunmehr, dass er einen ausgemachten Unsinn von sich gibt .
 
    Richard A. Werner, Neue Wirtschaftspolitik        

24. September 2019. Mario Draghi, der Chef der EZB, geht. Einige loben ihn als den Retter des Euro. Ob das stimmt, ist umstritten. Wenn man ihn den Plünderer der deutschen Sparer hält, dann stimmt es offensichtlich, und zwar wegen seiner Zinssenkung. Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld liegt bereits seit März 2016 bei 0,0 Prozent. Das wird sich nach ihm auch nicht ändern, so die Erklärung der EZB.dorthin Wenn dem so ist, könnte es sein, dass die Niedrigzinsen doch nicht allein die persönliche Schuld von Draghi sind, wie es die deutschen Neoliberalen ganz genau zu wissen meinen. Nein. Diese erzählen wie immer nur Blödsinn und sind ständig auf der Suche nach Schuldigen. Draghi hat nur genau das getan, was ihm die neoliberale Wirtschaftstheorie als der Weisheit letzten Schluss vorschreibt.

Was es mit der neoliberalen Theorie auf sich hat, ist so einfach zu erklären, dass man sich diese Zeit einfach nehmen muss. Nach ihrer Auffassung funktioniert die ganze Wirtschaft so wie etwa ein Bauernhof oder ein Krämerladen: Alles hängt ausschließlich von Kosten ab! Fallen die Zinsen, dann werden neue Maschinen gekauft - die Investitionen steigen. Fallen die Löhne, können mehr Tagelöhner beschäftigt werden - die Arbeitslosigkeit sinkt. Und weil wegen der Kostensenkung zugleich eigene Preise gesenkt werden können, werden mehr Güter abgesetzt und zukünftig auch mehr produziert. Als Ergebnis der Kostensenkung kommt also unausweichlich ein Wirtschaftswunder. Das klingt wirklich zu simpel. Das tut nichts zur Sache! - würden sich gleich die studierten neoliberalen „Experten“ melden - weil alles mit komplizierten Modellen und viel Mathematik von ihnen angeblich streng bewiesen ist, so dass man es als wissenschaftlich richtig betrachten muss. Doch dem ist nicht so. Modelle und Mathematik beweisen gar nichts. Eine Theorie kann nur durch Erfahrung bestätigt werden - also nachgewiesen -, aber diese weigert sich immer und überall die neoliberale „Wissenschaft“ zu bestätigen. Die komplizierten Modelle und die viele Mathematik der neoliberalen „Experten“ haben nur eine einzige Aufgabe: den Blick auf das dumme Zeug zu versperren, das sich hinter ihren Theorien verbirgt.

Nach ihrer Theorie sollen Zinssenkungen zum Aufschwung führen. Die Wirtschaft in der Eurozone steckt aber immer noch in einer Konjunkturflaute. Ist das nicht seltsam? Man hört hier gleich: Die „Rahmenbedingungen“ sind daran schuld! Dann kommt Trump, Brexit, … aber lassen wir das. Es ist nur ein weiterer klarer Beweis dafür, was für einen Unsinn die neoliberale Theorie, auch wenn es Geld betrifft, verzapft.

Die EZB sorgt nicht nur für die Zinssenkung, um die Wirtschaft zu beleben, sondern hält die Preissteigerung (Inflation) unter der Kontrolle, indem sie genau richtige Geldmengen „druckt“. Natürlich haben die Neoliberalen auch eine exakte, oder wie sie gern sagen „streng nachgewiesene“ Theorie, wie viel Geld man „drucken“ kann und soll. Für diese hat Milton Friedman den „Nobelpreis“ bekommen (1976). Und damit sind wir wieder bei Draghi. Er verlangt den Preis von Friedmans für sich.

Nein. Er tut es nicht wirklich. Das ist jetzt nur ein SCHERZ. Aber es wäre durchaus richtig, hätte er das getan. Kurz gefasst geht es um Folgendes:

Friedman war neben Hayek der größte Neoliberale in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Nebenbei bemerkt, er war der Große Lehrer des blutrünstigen Diktators Pinochet. Genau, der Diktators aus dem neoliberalen Musterland, wo es gerade landesweit große soziale Proteste mit Toten gibt.dorthin Sogar „Spiegel“, das Propagandablatt des Neoliberalismus, schreibt: „19 Menschen sind während der Unruhen bereits ums Leben gekommen … 585 Demonstranten wurden verletzt und weitere 2840 Personen festgenommen“ und dass „mehr als eine Million Menschen am Freitag auf einer Kundgebung in Santiago de Chile tief greifende soziale Reformen gefordert haben.“dorthin Chile hatte sich vorgenommen, die Freiheit ohne Kompromisse praktisch zu realisieren und das Ergebnis ist so, wie es sein musste: „Die Freiheit ist nur ein eitles Hirngespinst, wenn eine Klasse die andere ungestraft aushungern kann“, hat es Jacques Roux vor dem Pariser Konvent (1793) prägnant formuliert.

Es passt hier gleich auch noch Bolivien zu erwähnen, ein Nachbarland von Chile. Dort gibt es - anders als im neoliberalen Paradies Chile, wo die pure Freiheit herrscht - eine linke Regierung. Also dürfte in Bolivien nichts anderes als eine schreckliche Diktatur und totale Unfreiheit herrschen. Allerdings schreiben sogar die deutschen - bekanntlich verlogenen und im Dienste der Reichen stehenden - Medien gerade über Bolivien: „Die Einkommen deutlich gestiegen, die Armut nahezu halbiert: Präsident Morales hat Bolivien ein Wirtschaftswunder gebracht.“dorthin

Aber kehren wir zu Friedman zurück, zu seiner „großen wissenschaftlichen Errungenschaft“. Unter dem neoliberalen Himmel bezeichnet man sie als Quantitätstheorie des Geldes. Es ist eine Formel, die angeblich exakt bestimmt, wie die Geldmenge die Preise bestimmt:

P =  M × V / Y

Die Variable „P“ sind die Preise (Inflation) und „M“ die gedruckte Geldmenge - der Rest sind eigentlich Konstanten. Wie man es sofort merkt: Verdoppelt sich die Geldmenge, verdoppeln sich auch die Preise. Tja, sehr einfach - muss man schon sagen. Aber alle genialen Ideen waren doch auch einfach. Das stimmt. Die Idee von Friedman hat sich aber als nur einfach erwiesen. Der Beweis liegt auf der Hand:

Wie gerade oben gesagt, gilt Draghi als Retter des Euro. Seine heldenhafte Leistung bestand darin, dass er im Jahre 2008 den bankrotten Banken so viel Geld geschenkt hat, wie viel sie sich wünschten. Das müsste - nach der Quantitätstheorie des Geldes - eigentlich eine verheerende Inflation verursacht haben. Vielleicht eine wie die große deutsche Inflation nach dem Ersten Weltkrieg. Aber keine Spur davon. Es drohte später (2015) sogar Deflation, gegen die dann Draghi „die Geldschleusen öffnete“. Es war die Rede von beachtlichen 60 Mrd. Euro pro Monat und es hieß, man würde nicht aufhören Geld zu drucken, bis die Preissteigerung den optimalen Wert von etwa 2% erreichen würde. Diese Praxis der „geöffneten Geldschleusen“ soll auch nach dem Abgang von Draghi fortgesetzt werden. Ist klar: Das sagt die Theorie und die Theorie hat immer Recht. Wird das zum praktischen Erfolg führen? Bereits etliche Jahre vor der Krise 2008 haben die Japaner genau dasselbe erprobt. Richard A. Werner - Zitat oben - hat sich das genau angeschaut. Die neoliberalen - exakt wissenschaftlich nachgewiesenen Maßnahmen - waren ohne Erfolg. Sollte sich in der EU die japanische Erfahrung wiederholen, auch mit der „Geldschwemme“ wird es nicht gelingen, die gewünschte Preissteigerung zu erreichen. Der Quantitätstheorie zu Trotz! Von dem Aufschwung gar nicht zu reden.

Wenn sich Draghi vor dem Nobelkomitee beschweren würde, wie man für einen solchen Unsinn einen Preis verleihen könne, wäre das in der Tat wissenschaftlich ehrlich. Das ginge aber nur, wenn die Neoliberalen wirklich Wissenschaftler wären und keine Ideologen, die mit ihrem Unsinn nur die Ausplünderung der Armen durch Reichen zu legitimieren versuchen. Draghi wird also kein schlechtes Wort über Friedmans Theorie verlieren. Er würde dann nämlich die bereits blamierte neoliberale Theorie noch mehr blamieren.

     
Keywords und Lesehinweise  
#Geld und was tun mit ihm?  
 
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Überelegugnen der Ökonomen über das Geld und seine Funktionen lesen
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