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  Warum Putin wahrhaftig am Untergang des Abendlandes schuld ist
 
 
Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die nicht hingehen.
 
    Erich Maria Remarque        
 
Wenn wir sehen dass Deutschland gewinnt, sollten wir Russland helfen, und wenn wir sehen, dass Russland gewinnt, sollten wir Deutschland helfen, und auf diesem Wege lassen wir sie so viele wie möglich töten.
 
    Harry S. Truman, US-ameriikanischer Präsident (1945-1953), in New York Times, 24 Juni 1941        
 
Gerade die Betonung des Gebotes: Du sollst nicht töten, macht uns sicher, dass wir von einer unendlich langen Generationsreihe von Mördern abstammen, denen die Mordlust, die vielleicht noch uns selbst, im Blute lag.
 
    Sigmund Freud, Zeitgemäßes über Krieg und Tod, 1915        

Eine der elementaren Eigenschaften der freien Marktwirtschaft, die man als ihr „eisernes Gesetz“ betrachten kann, ist die zyklische Wiederkehr der Krise. Manchmal führt die Krise zum katastrophalen Zusammenbruch der ganzen Wirtschaft. Von 1795 bis 1937 gab es in den USA 17 große Zyklen, die im Durchschnitt 8,35 Jahre dauerten, wie es der amerikanische Ökonom Alvin Hansen ausgerechnet hat. Solche Zyklen gab es in den vorkapitalistischen und sozialistischen Wirtschaften nicht. Es gab zwar Dürren, Seuchen, andere Naturkatastrophen und Kriege, unter denen diese Wirtschaften massiv gelitten haben. Solange es die aber nicht gab, funktionierten diese nicht-kapitalistischen Wirtschaften stabil - wenn auch mehr schlecht als recht.

Die Neoliberalen halten ihre ökonomische Theorie zwar für eine richtige Wissenschaft, sie haben aber keinen blassen Schimmer, warum die freie Marktwirtschaft regelmäßig ohne Störung von außen plötzlich zusammenbricht, und zwar gerade dann, als sie boomt. Noch weniger Ahnung haben sie davon, warum die Krisen nicht schnell vorbei sind, denn während der Krise gehen Löhne und Zinsen in den Keller, was der neoliberalen Theorie zufolge geradezu ideale Voraussetzungen für eine rasante Erholung sein müssten. Und wie reagieren die großen neoliberalen „Wissenschaftler“ - also Scharlatane - auf diesen kolossalen Widerspruch zwischen ihrer Theorie und den Tatsachen? Beispielhaft - und sehr amüsant - ist die Reaktion eines großen neoliberalen Ökonomen des 20. Jahrhunderts, Irving Fischer (1867-1947), kurz vor dem Börsencrash am so genannten Schwarzen Freitag (1929). Mit seiner ganzen wissenschaftlichen Autorität erklärte er damals, auch wenn die amerikanische Wirtschaft überhaupt einmal aus dem Gleichgewicht geraten sei, so würde sie ganz von alleine und sehr schnell zurück ins Gleichgewicht kommen. Und er prophezeite, dass die „Aktienkurse ein dauerhaft hohes Niveau erreichen werden“. In diesem Glauben hat er sein ganzes Geldvermögen in Aktien investiert. Dumm gelaufen, kann man da wohl sagen. Auf einen Schlag hat er alles verloren. Wie jedoch bekannt ist, können Tatsachen einen neoliberalen Ökonomen nicht beeindrucken, geschweige denn seinen Glauben an den freien Markt in Zweifel ziehen. Das ist sozusagen das wahre Wesen des neoliberalen Ökonomen und Denkers. Auch nach seiner persönlichen Katastrophe konnte Fisher einfach nicht davon lassen, sich immer weiter zum Narren zu machen. Noch monatelang hat er mit seinem ganzen Renommee als großer Wirtschaftswissenschaftler den Investoren versichert, die Wirtschaft stünde kurz vor einer kräftigen Erholung. Es kam bekanntlich die Great Depression. Man kann ohne Übertreibung sagen: Ein Fall der Realitätsblindheit mit finaler Geistesverwirrung. Mein Vorschlag wäre, diese schwere psychische Krankheit als Fisher-Syndrom oder noch besser Hayek-Syndrom zu benennen.

Soviel von der neoliberalen Theorie, wie sie auf die wiederkehrenden Krisen reagiert. Die Theoretiker in ihren Elfenbeintürmen können es sich leisten, vom Hayek-Syndrom kollektiv befallen zu sein. Den Praktikern ist ein solches Privileg nicht gegeben. Sie sind mit handfesten Problemen konfrontiert. Die schweren ökonomischen Krisen führen zu einem sozialen Genozid und in dem Volk gärt es bald. Es kommt zu Rebellionen und Revolutionen bzw. zumindest bahnen sie sich an. Was die Praktiker im Kapitalismus bekanntlich am liebsten tun und für das beste Heilmittel halten ist: exportieren, also haben sie bei andauernden Krisen immer den stärksten und für sie gefährlichsten Teil des Volkes einfach exportiert. Im Klartext: Die Jungen wurden in den Krieg geschickt. Wie das Ende des Krieges auch immer sein mochte, das Kapital ging immer als Sieger hervor: Die toten Armen und Arbeiter werden keine Rebellionen und Revolutionen mehr anzetteln können. Schon das allein ist gar nicht schlecht. Hat der Feind das Land ordentlich verwüstet, ist das sogar ein richtier Gewinn: Das Kapital hat dann viele neue Möglichkeiten zu investieren und große Profite zu machen. Im besten Fall, der Krieg wurde gewonnen, hat man andere Länder und damit neue Absatzmärkte erobert und die eigene Industrie kann die Naturressourcen der besiegten Völker plündern - der Besiegte war natürlich für den Krieg schuldig.

Fassen wir also zusammen: Eine der elementaren Eigenschaften der freien Marktwirtschaft, die man als ihr „eisernes Gesetz“ betrachten kann, ist die zyklische Wiederkehr der Krise. Der Krieg ist bis heute das am besten erprobte Mittel den Kapitalismus zu retten, wenn er von der Krise heimgesucht wird. Das ist sozusagen mit dem Lebenslauf der Weltmächte Großbritannien und später den USA verschmolzen. Der amerikanische Weg zum Weltimperium war mit Bergen von Leichen gepflastert, im Inland mit denen der Indianer und schwarzen Sklaven sowie mit denen, die durch die etwa 239 Kriege seit dem Jahre 1776 praktisch überall auf der Welt anfielen. Zu den anschaulichsten Beispielen hierfür gehören der Irak, Libyen und Syrien. Besonders gut ist es vor wenigen Jahren in Ukraine gelaufen: Anstatt mit Krieg hat man alles nur mit einem (blutigen) Putsch erreicht. dorthin

Wir sind aber mittlerweile im 21. Jahrhundert. Die ehemals kommunistischen Länder Europas sind schon längst kolonisiert. Nur Russland ist als voll unabhängiges Land auf dem Kontinent übrig geblieben. Ein riesiges Land, das bis Ostasien reicht, also ein riesiger Markt und dazu auch noch voll mit allen möglichen Naturressourcen. Und der Kapitalismus ist mal wieder von einer Krise heimgesucht, die nun schon einige Jahre dauert. Ob man diese Krise auch wieder mit Krieg zu lösen versuchen wird? Was sagen uns dazu die Tatsachen?

Ist es etwa reiner Zufall, dass schon seit Jahren alle westlichen Journalisten, Experten, Professoren, Politiker usw. tagtäglich gegen Russland hetzen und insbesondere Putin verleumden? Lässt sich hier nicht die bekannte Regel erkennen: „Man muss Lügen nur oft genug wiederholen, dann glaubt am Ende jeder dran.” Ja, zu Anfang hat der Westen Putin noch heuchlerisch gelobt. Das war kurz nach der Zeit unter Jelzin nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Für Russland eine grauenvolle Zeit: „Russland erlitt größere volkswirtschaftliche Verluste - gemessen am Rückgang des BIP - als während des Zweiten Weltkriegs“ - so der amerikanische Ökonom und Nobelpreisträger Stiglitz.... >  Es sah damals so aus, als ob die westlichen Globalplayer in wenigen Jahren das Fell des russischen Bären unter sich verteilen könnten. Man war sich so sicher und daher so leichtsinnig, Putin zu unterschätzen. So konnte er die Wirtschaft wieder auf die Beine bringen und die atomaren Waffen modernisieren. Jetzt ist die Lage so, dass man den russischen Bären nicht anders als nur mit einem ausgewachsenen Krieg zu erledigen könnte. Warum könnte das aber doch keine gute Idee sein?

Als die Sowjetunion auseinanderbrach hat der Westen Russland versprochen, die NATO nicht weiter nach Osten auszudehnen. Mittlerweile sind aber viele ehemalige Sowjetrepubliken doch in der NATO und die Raketenrampen stehen näher an St. Petersburg und Moskau, als damals die Wehrmacht kam. An den Grenzen Russlands wird ein Land nach dem anderen destabilisiert, und Russland kann zu seinem reinen Selbstschutz nicht anders, als dort einzugreifen, was von den westlichen Medien als Paktieren mit den dortigen angeblichen „Diktatoren“ angegriffen wird. Doch damit nicht genug. Zu diesen faktischen Provokationen kommen andauernd verbale Provokationen hinzu. Doch Russland geht auf diese Provokationen nicht ein und beschränkt seine Gegenmaßnahmen auf ein Minimum, um einen großen Krieg zu vermeiden. Und was machen unsere Machthaber hier in den westlichen Ländern? Sie deuten dieses Agieren als Zeichen für Schwäche. Natürlich würde die führende westliche Macht, die USA, Russland niemals direkt angreifen. Doch was würde zum Beispiel passieren, wenn, nehmen wir an, Estland fühlen würde, eine direkte russische Aggression stünde bevor - wie man im Westen bisher immer behauptete, wenn man einen Vorwand für den Angriff auf Russland brauchte - so dass man „gezwungen“ sei sich „vorwärts zu verteidigen“ und den Bündnisfall auszurufen? St- Petersburg und Moskau wären in wenigen Minuten ausradiert. Aber das wäre nur der Anfang. Und zwar der Anfang vom Ende. Putin würde ganz bestimmt nicht glauben, winziges Estland hätte eigenständig die Entscheidung getroffen, Russland anzugreifen. Was mit St. Petersburg und Moskau geschehen würde, könnte in vielleicht weniger als einer Stunde mit Washington und dem Pentagon passieren - mit den europäischen Städten noch viel schneller. Russen sind müde sich zu entschuldigen, dass der Westen sie bei jeder günstigen Gelegenheit angreift, um sie zu zivilisieren, wie die Amerikaner Indianer: dorthin (de) dorthin (ru)

  Der Aggressor soll wissen: Eine Vergeltung wird unvermeidlich sein. Er wird ausradiert. ... Wir werden als Märtyrer in den Himmel kommen, und sie [die Angreifer] werden einfach verrecken ... weil ihnen nicht einmal die Zeit bliebe zu bereuen“ - so Putin.  

Das ist aber gar nicht nett Herr Putin! Ist dieser Mensch nicht schrecklich? Er will uns nicht - für uns einen überlebenswichtigen Krieg - gestatten, um unsere Wirtschaft wieder auf die Beine zu bekommen. Wer sonst wenn nicht Putin kann schließlich am Untergang des Abendlandes für schuldig erklärt werden! Wir bzw. unser Kapitalismus hat mit den Kriegen so gute Erfahrung gemacht und wir haben uns bisher darauf verlassen, die periodischen Krisen des Kapitalismus auch weiterhin mit Kriegen zu überwinden. Doch was jetzt? Wenn man sich das Bild unten anschaut, muss man noch mehr verzweifeln. Oder doch nicht?

Vielleicht sollte man sich lieber Gedanken machen, ob das Abendland ohne Kapitalismus wirklich untergehen würde oder ob es vielleicht in Zukunft ohne Kapitalismus besser aussehen könnte? Unsere abendländische Kultur ist doch das Kind der Aufklärung und des Rationalismus und hat etwas Besseres verdient als den real existierenden Kapitalismus.

  worldBIP  
     
Keywords und Lesehinweise  
#Der real existierende Kapitalismus: seine zyklischn Krise und Kriege  
 
Ausführliche Fachartikel auf der Website:  
Die wellenförmige Funktionsweise der (laissez-faire) Marktwirtschaft lesen
Im eBook thematisiert:  
Marktwirtschaft neu denken: Teil I, Kapitel 4.3b  
 
     
     
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