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  MMT: Wir verstehen das Problem nicht, seine Lösung haben wir aber (4)
 
       
 
Der Werth eines Staates ist auf die Dauer doch nur der Werth seiner Bürger; und ein Staat, der seine Menschen zu Zwergen macht, um an ihnen gefügigere Werkzeuge selbst für heilsame Zwecke zu gewinnen, wird bald erfahren, dass sich mit kleinen Menschen nichts Großes wahrhaft vollführen lässt, und daß der vollendete Mechanismus, dem Alles geopfert ward, keinen Ersatz für die entschwundene Lebenskraft bietet, die er aus seinem Innern verbaut hat - um nicht durch sie gestört zu werden.
 
    John Stuart Mill, einer der einflussreichsten liberalen Denker des 19. Jahrhunderts   
       
  Cui bono? und Quo vadis MMT? - Der König ist nackt!
           

Es ist kein Geheimnis, wohin all die Flüsse des Geldes „aus dem Nichts“ führen: Zu denen, die too big to fail sind. Die westlichen Politiker sind zwar formal demokratisch gewählt, ein nicht kleiner Teil von ihnen sieht aber ihr wahres Interesse darin, gut bezahlte Lobbyisten der Reichen zu sein. Das führt zur Monopolisierung der Wirtschaft, wie sie Marx am Ende des ersten Bandes seines Kapitals sozusagen prophezeit hat: „Mit der beständig abnehmenden Zahl der Kapitalmagnaten, welche alle Vorteile dieses Umwandlungsprozesses usurpieren und monopolisieren, wächst die Masse des Elends, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutung ... Das Kapitalmonopol wird zur Fessel der Produktionsweise, die mit und unter ihm aufgeblüht ist. Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle.“ Mehr dazu habe ich anderswo beschrieben, unter dem Titel: Die Rückkehr des Raubtierkapitalismus durch Nachfragerettung von der Angebotsseite dorthin Die MMT würde diesen Prozess der Zerschlagung der Mittelschichten durch das Geld „aus dem Nichts“ sehr beschleunigen. Darüber spricht man in der MMT nicht. Sie spricht aber gern darüber, was die von ihr vorgesehenen Geldreformer uns bringen werden. Vor allem 4 Versprechungen sind besonders wichtig:

1/ Eine dermaßen hohen Inflation, die die Ersparnisse der Bürger entwerten könnte, würde es nicht geben.

2/ Man bräuchte keine neuen Staatsschulden zurückzuzahlen, also Steuern sollen nicht erhöht, eher gesenkt werden.

3/ Von dem Geld „aus dem Nichts“ könne man allen auch ein bedingungsloses Einkommen zahlen.

4/ Indem man Geld nach Wunsch drucken kann, würde auch genug dafür da sein, die linken Gutmenschen das tun zu lassen, was sie immer so gerne tun: die Welt zu retten.

Denken wir über diese vier üblichen Versprechungen nach:

1/ Die Vertreter der MMT erklären uns nicht, warum die expansive Geldemission seit vielen Jahren keine Inflation verursacht. Sie wiederholen immer wieder das gleiche Mantra, dass es Inflation nicht geben würde, weil es sie bisher nicht gab. Welche Faktoren gegen die Inflation wirklich hemmend gewirkt haben, ist im vorigen Teil (3) kurz erklärt. Dazu gehören auch spezifische geopolitische Umstände, aber auch der Faktor, den die Quantitätstheorie des Geldes, für die Friedman den Nobelpreis abkassierte, nicht berücksichtigt: Nachfragemangel. Mehr für die Theorieinteressierten steht unter dem Titel: Die Staatschulden als das wahre Geheimnis der sogenannten „zurückgestauten Inflation“  dorthin

Ob wir wirklich keine nennenswerte Inflation bisher hatten? Dort, wo man etwas vertuschen will, leistet bekanntlich auch eine Statistik sehr gute Dienste. Hat man die steigenden Preise bei Wohnungen und Vermietungen ausreichend berücksichtigt? Den Statistikern ist auch eingefallen, die Positionen im Warenkorb noch „qualitativ“ zu differenzieren: Wenn etwa das neue Handy doppelt so viel Speicherplatz wie das alte hat, hat das den Wert des Speichers verdoppelt und der reale Wert des Warenkorbs hat sich erhöht, was etwa den steigenden Spritpreis kompensiert. Richtig clever!

Etwas ganz anderes ist aber für die Verschleierung der Inflation von enormer Bedeutung. Es ist nämlich eine allgemein bekannte Tatsache, dass die Reichen immer reicher werden, und sie werden es deshalb, weil das Geld „aus dem Nichts“ ihre Taschen füllt. Und während diese Menschen selbst ihren Luxuskonsum kaum noch vergrößern können, können und wollen sie Aktien kaufen. Was sind die Aktien eigentlich? Aktien bilden den Marktwert der einzelnen Unternehmen ab, also den Wert ihres produktiven Kapitals. Und wenn der Wert der Aktien rasant steigt, geschieht etwas Absurdes: Auch wenn sich in der Produktionsweise der Unternehmer nichts geändert hat – gleiche Maschinen und gleiche Arbeiter -, die steigenden Aktien erhöhen gleichwohl den Wert der Unternehmen. So erleben wir seit vielen Jahren eine galoppierende Inflation bei den Produktionsmitteln, also eine rasante Entwertung des realen Kapitals. Wenn das keine Inflation ist, was dann!?

Das Besondere an dieser Art der Inflation ist, dass sie sich selbst neutralisieren kann, wenn der Aktienwert fällt, ohne dass sich dabei „zurückgestautes Geld“ in die Wirtschaft ergießt, was zur allgemeinen Inflation führen würde. Das geschieht deshalb nicht, weil das Geld „aus dem Nichts“ heute nicht materiell ist, schon gar nicht in Form von Papiergeld, sondern es existiert nur noch digitalisiert als Ziffern in den großen Rechnern der Welt. Wenn Aktien fallen, sind diese Ziffern einfach kleiner und das ist alles. (Dass die Ersparnisse der „einfachen“ Bürger, die in den Aktien direkt oder indirekt stecken, damit zugleich vernichtet werden, das wird schon Folgen haben, aber wir sprechen jetzt über die Inflation.) Auch wenn sie es nicht erklären können, haben die Vertreter der MMT also Recht, dass das Gelddrucken alleine nicht inflatorisch wirken muss. Wenn die riesigen Schulden beim Staat bleiben, steht hinter ihnen wirklich Nichts, und deshalb sind die MMT-Theoretiker noch einmal völlig im Recht: Die Zahl, die man als Staatsschuld betitelt, soll man einfach streichen, ohne darüber auch nur ein Wort zu verlieren. Würde man mit den Steuern diese Schulden begleichen, würde das zur totalen Katastrophe führen. Ganz einfach: Man würde aus der Wirtschaft die Nachfrage rabiat verbannen, mit der direkten Folge des Massensterbens der Firmen.

2/ „Ja, ich kritisiere die klassische linke Robin-Hood-Mentalität. Wir müssen nicht erst den Reichen das Geld vom Konto räumen, damit der Staat genug Geld für seine Ausgaben hat. Der Staat braucht das Geld der Reichen nicht“ – so Maurice Höfgen, der Autor des Buches „Mythos Geldknappheit“.dorthin Die MMT übersieht dabei aber, dass sich mittlere und kleine Unternehmen auch ohne Steuern von der Übermacht der Großen (big player) nicht würden retten können. Gerade was die Steuersenkung betrifft, enthüllt die MMT ihr wahres neoliberales Gesicht.

3/ Wenn sich für das bedingungslose Einkommen auch die neoliberalen Bullterrier so einsetzen – wie etwa Friedman -, sollte das einen zum Nachdenken bringen. Dazu habe ich irgendwann früher schon einmal das Wichtigste zusammengefasst. dorthin Einen Vorgeschmack, was ein bedingungsloses Einkommen bewirkt, bietet ein Besuch in den amerikanischen Slums (No-go-Areas) – die wie Pilze nach dem Regen auch in Europa aus dem Boden schießen.

4/ Wir haben heute Kinder, die der Staat vor uns schützen zu müssen meint, und zwar in jeder Hinsicht. Nicht nur, indem er sie vor Eltern schützt, die sich einbilden, für die Erziehung ihrer Kinder in erster Linie selbst zuständig und verantwortlich zu sein, auch wenn sie sie wenn nötig einmal bestrafen müssen. Nein, das darf nur der Staat. Und er übt auf die Eltern einen regelrechten moralischen Terror aus. Diese seien verpflichtet, für ihre Kinder nur ja genug Geld zu verdienen, weil aller Schnick-Schnack aus der Werbung für die Entfaltung von deren Identität unerlässlich sei. Damit die Kinder zu Bürgern einer „freien und demokratischen“ Gesellschaft erzogen werden, sollen sie diese Freiheit schon in der Familie erlernen, indem sie sich z.B. dagegen wehren, dass die Eltern mit ihnen „herumkommandieren“. Die Kinder sollten ihre Frechheit, pardon Freiheit als ihr unveräußerliches Recht verstehen und erst recht dürfen sie sich nicht etwa verpflichtet fühlen, den Eltern gegenüber für etwas dankbar zu sein. Am Ende bekommen wir dann Kinder, die in ihrer virtuellen Phantasie leben, die keine Ahnung haben, was die Anwendung der Theorie in der Praxis bedeutet, deren theoretische Bildung immer mehr verkümmert. Und die Kinder, die nie Verantwortung für etwas getragen haben, wollen nichts weniger als Verantwortung für den Erhalt unseres Planeten übernehmen. Momentan ist es „in“ und „cool“, das CO² in der Atmosphäre durch die Energiewende zu verringern. So würde man auf einen Schlag alle politischen, sozialen und anderen Probleme lösen. Nun verspricht die MMT diesen Kindern das Geld, um den Planeten durch die „grüne Energie“ zu retten. Und sie fühlen sich auf einmal so klug und wichtig, wie es der Dummheit nur möglich ist. Man fühlt sich dabei so hilflos und verzweifelt, dass man es nur mit einer Überdosis von Zynismus ertragen kann, wie etwa Henryk M. Broder: "Ich liebe Greta. Nicht wegen ihrer Zöpfe, nicht wegen ihres Mondgesichts, nicht weil sie an Asperger leidet und auch nicht, weil sie das Schulschwänzen zu einem moralischen Imperativ erhoben hat. Ich liebe Greta, weil sie es - wenn auch ungewollt - geschafft hat, die westliche Gesellschaft als das zu entlarven, was sie ist: abergläubisch, dekadent, dumm, hysterisch, infantil und süchtig nach Erlösung."

Hier beginnt es sogar den neoliberalen Bullterriern zu dämmern, wie etwa dem Herrn Hans-Werner Sinn, dass das so nicht funktionieren kann.dorthin Aber warum haben diese neoliberalen Wirrköpfe nicht schon früher darüber nachgedacht, als sie unsere Gesellschaft individualisiert haben, um den Preis, die Familie zu zerstören und die biologische Reproduktion des homo sapiens unmöglich zu machen? Diese neoliberalen Wirrköpfe sollen uns nicht sagen, sie hätten nicht gewusst, was sie tun. Das wussten sie sehr wohl! Was sie wirklich wollten, haben schon viele, bereits Aristoteles vor zweieinhalb Tausenden ausführlich beschrieben. Die Oligarchie – so Aristoteles in Politik - hat divide et impera unbedingt nötig. Es reiche nicht, nur die Unterklassen einander zu verfeinden, sondern sie muss auch die Familie entsolidarisieren, also alle gegeneinander hetzen: Frauen gegen Männer, Männer gegen Frauen, Kinder gegen Eltern … Jetzt ist der real existierende Kapitalismus endlich so weit. Der große amerikanische Soziologe Richard Sennett beendet sein großartiges Buch Der flexible Mensch mit dem Satz: „Ein Regime, das den Menschen keinen tieferen Grund gibt, sich untereinander zu kümmern, kann seine Legitimität nicht lange aufrechterhalten.“

     
Keywords und Lesehinweise  
#Geld und was tun mit ihm?  
 
Ausführliche Fachartikel auf der Website:  
Überelegugnen der Ökonomen über das Geld und seine Funktionen lesen
Friedmans Geldregelung versus demokratische Geldschöpfung und Geldregelung lesen
Im eBook thematisiert:  
Marktwirtschaft neu denken: Teil II, Kapitel 8  
 
     
#Neoliberalismus  
 
Ausführliche Fachartikel auf der Website:  
Der Neoliberalismus - ein ideologischer Verrat an Liberalismus und Wissenschaft lesen
Im eBook thematisiert:  
Marktwirtschaft neu denken: Teil I, Kapitel 1.3  
 
     
     
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