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  Ob wir schon so weit sind: Wohlstand ... ähhh ... Kakerlaken und Würmer für alle (2)
 
  Haben wir Politik, Wirtschaft, Eliten, Volk, Familie, Kinder ... wie wir sie verdienen?
 
 
„Der Kapitalismus ist wohl auf seinem Höhepunkt angelangt, er ist aber auch gleichzeitig am Beginn seines Niedergangs. … Natürlich werden sich die Regierungen und die großen Industrien mit allen Mitteln gegen jede Veränderung zur Wehr setzen, und es ist viel wahrscheinlicher, dass wir zu einer neuen Art von Faschismus kommen - ich nenne es „Faschismus mit lächelndem Gesicht“ -, zu einem Faschismus, der mehr auf Manipulierung als auf äußerer Gewalt beruht .“
 
      Erich Fromm,ein deutsch-US-amerikanischer Psychoanalytiker, Philosoph und Sozialpsychologe              
 
 
„Die Freiheit ist nur ein eitles Hirngespinst, wenn eine Klasse die andere ungestraft aushungern kann.“
 
     Jacques Roux vor dem Pariser Konvent, 1793                       

USERE LEBENSLÜGEN ÜBER WETTBEWERBFÄHIGKEIT UND EXZEPTIONALITÄT

Man kann es nie oft genug wiederholen: Unser „Wirtschaftswunder“ war alles andere als unser. Uns erwartete nach 1945 eigentlich eine Hölle auf Erden, wie es in der Geschichte immer der Fall ist, wenn ein Volk den Krieg verliert. Vae victis! – Wehe den Besiegten, das haben schon die alten Römer gewusst. Aber es gibt immer Ausnahmen von der Regel. Einerseits sollten wir nach der Entscheidung der Amerikaner ein Schaufenster nach Osten sein. Andererseits konnten die Kommunisten nie richtig mit Geld umgehen und haben auch die Bibel nicht gekannt, wo es heißt: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wir müssten danach also eigentlich sehr lange blind und zahnlos sein. Aber Glück gehabt! Die Amerikaner haben entschieden, dass es uns gut gehen sollte, und so war es auch. Der Rest war dann tatsächlich unser Anteil am Wunder. Warum reicht das nun aber trotzdem nicht aus, um stolz auf unsere sogenannte Wettbewerbsfähigkeit und Exzeptionalität zu sein?

Die Amerikaner wussten nämlich schon immer sehr gut mit Geld umzugehen, so dass sie uns nicht aus samaritanischen Beweggründen hochgepäppelt haben. Nicht nur durch Investitionen bei uns haben sie verdient, vor allem aber, weil sie von uns für ihre grünen Papierchen echte Güter bekommen haben. Eine großartige Erfindung! Die Amerikaner können auf sie richtig stolz sein. Das sollte ins  Guinness Buch der Rekorde rein, wie auch unsere Dummheit, stolz darauf zu sein, dass wir Exportweltmeister geworden sind, indem wir für die Amerikaner umsonst geschuftet haben. Trösten können wir uns damit, dass wir dabei alles andere als alleine waren. Heute schuldet Amerika der Welt 31 Trillionen Dollar für Güter, die sie nie bezahlen werden. Sie wissen also sehr gut, warum sie die Welt beherrschen müssen, vor allem die Russen und Chinesen möglichst klein halten, nämlich damit sie sicher sein können, dass niemand nach ihren Schulden wagen wird zu fragen. Übrigens nichts Neues: Dank des WK1 und des WK2 haben sich schon damals die Amis ihrer großen Schulden entledigt –  sie wissen also, wie so etwas geht. Aber bleiben wir bei unseren eigenen Fehlern und Sünden.

Ein weiterer Grund dafür, warum wir Exportweltmeister sind, liegt darin, dass uns die Sozialdemokraten wieder einmal verraten haben – damit kennen sie sich bekanntlich gut aus. Wir haben Schröder gewählt – ich habe tagelang Plakate für ihn geklebt – damit der „böse“ Kohl nicht seine neoliberalen Reformen durchzieht. Und dann hat sie uns der „Sozialdemokrat“ Schröder aufgebürdet. Durch sein Lohn- und Sozialdumping sind wir tatsächlich zu einem richtigen Exportweltmeister geworden. Ja, so funktioniert die Demokratie im Kapitalismus: was man auch wählt, man bekommt immer was anderes. Und man kann nichts dagegen tun. Fast nichts. Man könnte nämlich Schröder zumindest kein zweites Mal mehr wählen. Man hat es aber doch getan. Wie sagt das arabische Sprichwort? Wenn du mich einmal belogen hast, bist du schuld gewesen, wenn du mich noch einmal belügst, bin ich selber schuld. Hat jedes Volk also doch die Regierung, die es verdient? Ein Vergleich: In Frankreich geht das Volk auf die Barrikaden, weil das Rentenalter um 2 Jahre, auf 64 angehoben werden soll. Wir sind schon bei 67 angekommen, und unsere Politiker diskutieren fröhlich und unbesorgt, wie es mit 70 wäre. An unserem Wesen wird die Welt ganz bestimmt nicht genesen. Die richtige Definition für die soziale Marktwirtschaft wäre: Die zynische und heuchlerische Fratze des Kapitalismus.

Für etwas kann man Schröder dennoch danken. Er hat Putin bei Laune gehalten, dass dieser uns Energie und Rohstoffe billig geliefert hat. Aber das war uns nicht billig genug. Wir wollten es umsonst haben … und das ist offensichtlich schief gelaufen. Aber die Idee selbst war gut … oder perfide. Wir rüsten die Jünger des Faschisten Stepan Bandera auf, dass sie mit Waffen gegen Russland kämpfen, wir tun es mit Sanktionen. Das sollte reichen, um Russland zu bezwingen, und seine reichen Ressourcen würden dann endlich dem Westen gehören … Was unter anderen Napoleon und Adolf nicht gelungen ist, soll jetzt uns gelingen?

Heute lässt sich nicht mehr daran zweifeln, dass es an der Ostfront – wieder einmal - schief gelaufen ist. Warum? Diesmal wirklich aus einem sehr objektiven Grund. Die Welt hat sich gründlich geändert. Jetzt steht der westliche real existierende Kapitalismus vor dem 95%-Rest der Welt,dorthin und dieser Rest ist stark genug, um sich dagegen zu wehren, dass wir unsere ökonomische Krise wie gewohnt auf seine Kosten überwinden. Es ist sozusagen ein „eisernes Gesetz“, dass die freie Marktwirtschaft nach einer Zeit des Wachstums (Aufschwung, Hochkonjunktur) zusammenbrechen muss (!) - und zwar wegen des Nachfragemangels, was ich anderswo näher untersucht und nachgewiesen habe.dorthin Und bisher waren es dann  immer Kriege, nach denen es dem westlichen Kapitalismus gelungen ist, seinen neuen ökonomischen Zyklus zu beginnen. Was aber tun, wenn es sozusagen unklug wäre, dasselbe noch einmal zu versuchen? Gute Frage. Wie wäre es etwa mit dieser Antwort?

Nicht aus irgendwelchen moralischen Gewissensbissen heraus sollten wir nicht versuchen uns mit einem Krieg zu retten, sondern weil es nicht mehr funktionieren kann. Wir sollten endlich versuchen mit dem 95%-Rest der Welt zu kooperieren. Hören wir mit dem Unsinn auf, wir würden an unsere „werte- und regelbasierte“ Gesellschaftsordnung wirklich glauben und mit ihr, zusammen mit unserem Verständnis von „Demokratie“, auch alle anderen beglücken wollen! Der Rest der Welt hat uns durchschaut. Sie wissen, dass wir lügen; sie wissen auch, dass wir wissen, dass sie wissen, dass wir sie belügen! Wozu also diese Lügerei? Außerdem haben wir mehr als genug Probleme mit uns selbst.

WIE WIR DURCH DIE SOGENNANNTE FREIHEIT ZUGRUNDE GEHEN

Nach Platon „schlägt die allzu große Freiheit offenbar in nichts anderes als in allzu große Knechtschaft um, sowohl beim Individuum wie beim Staate“. Den fruchtbarsten Nährboden für die Freiheit bietet nach Platon die Demokratie, die gerade deshalb zusammenbricht und in Tyrannei umschlägt: „Die Tyrannis geht aus keiner anderen Staatsverfassung hervor als aus der Demokratie, aus der zur höchsten Spitze getriebenen Freiheit.“ In der Demokratie sind nach Platon die Menschen frei zu tun und zu lassen, was sie wollen, so dass „sich der Vater … vor seinen Söhnen fürchtet“, die „Schüler tanzen den Lehrern auf der Nase herum“ und überhaupt macht die Freiheit in der Demokratie die „Seele der Bürger so empfindlich, dass sie, wenn ihnen jemand auch nur den mindesten Zwang antun will, sich alsbald verletzt fühlen und es nicht ertragen“. Anders gesagt müssen die Klugen schweigen, damit sie Dumme in ihrer infantilen Selbstüberschätzung nicht verletzen.

Aristoteles als Empirist konkretisiert die Freiheit noch näher und stellt fest, dass gerade Tyrannen diejenigen sind, die in der Gesetzgebung manchen Gruppen besonders viel Freiheit gewähren, etwa den Frauen durch „Frauenherrschaft im Haus, damit sie über die Männer berichten, und zu demselben Zweck die Großzügigkeit den Sklaven gegenüber. Denn Sklaven und Frauen geben dem Tyrannen nichts zu fürchten, und wenn es ihnen gut geht, werden sie zwangsläufig sowohl der Tyrannis wie auch der Demokratie gegenüber loyal sein“. Die Freiheit sollte Solidarität und Vertrauen zwischen den Untertanen schwächen bzw. auflösen. Deswegen versuchen die Tyrannen „alles zu verhindern, woraus Stolz und gegenseitiges Vertrauen zu entstehen pflegen, ebenso auch keine Muße und feiertäglichen Zusammenkünfte gestatten, sondern alles tun, damit alle Bürger einander gegenseitig so fremd als möglich bleiben“. Schon damals war es den Tyrannen bewusst, dass sich eine größere Zahl von Menschen mit roher Gewalt nur schwer beherrschen und ausbeuten lässt, sondern entscheidend sei, die innere Einheit im Volke zu zerstören. Die alte Bezeichnung dieser Strategie der Klassenherrschaft ist divide et impera – eine etwas mildere Ausdrucksweise ist Fragmentierung der Gesellschaft. Und das ist dem Kapitalismus in den westlichen Ländern erstaunlich gut gelungen.

Was die Tyrannen nicht gewagt hatten zu tun, ist dem heutigen westlichen Kapitalismus großartig gelungen: die letzte Stufe des sozialen Lebens, nämlich die Familie, weitgehend zu zerstören. Ganz kurz dazu: Der Staat schützt die Frauen vor uns „brutalen Männern“ so gut, dass wir „emanzipierte“ Frauen bekommen haben, für die nichts wichtiger ist, als besser als die Männer zu sein: wie, warum und worin ist dabei ganz unwichtig. Auch als kategorischere Kriegstreiber - selber an die Front zu gehen, dazu sind sie aber zu fein, sollen Männer tun. Der Feminismus hat die Frauen dazu gebracht, dreiste und narzisstische Anforderungen an die Männer zu stellen und sie zu hassen, wenn sie versäumen, diese Forderungen zu erfüllen. Schließlich ist den Männern nichts anderes übrig geblieben, als alleine zu bleiben und nur für sich allein zu sorgen, und den Frauen zu überlassen, das zu tun, was sie wollen, aber eben ohne sie. Für manche dieser Frauen gilt es bereits als diskriminierend, Kinder zu gebären.

Aber auch die Kinder hat uns der Kapitalismus schon weggenommen. Was nicht einmal die antiken Tyrannen gewagt haben, den Eltern die Kindeserziehung zu entwenden, der kapitalistische Staat tut es schon längst, angeblich um die Kinder vor uns brutalen Eltern zu schützen. Die wahren Absichten sind ganz andere. Die Kinder werden während der „Ausbildung“ zu Zombi-Konsumenten erzogen, um  bockig und dreist nutzlose und sinnlose Dinge von ihren Eltern zu verlangen, damit diese immer mehr verdienen bzw. arbeiten müssen und sich noch mehr ausbeuten lassen. Die verunsicherten Eltern lassen es mit sich tun, damit sie von ihren Kindern geliebt werden, obwohl diese nicht einmal wissen was es bedeutet, die Eltern zu schätzen, geschweige denn ihnen für etwas dankbar zu sein. Unsere Kinder sind zu reinen Erpressern geworden. Sie begreifen die Freiheit ausschließlich voluntaristisch, egoistisch und narzisstisch. Sie sind durch nichts zufriedenzustellen, ihre Freuden sind flüchtig, sie sind ohne Kraft, irgendetwas zu ertragen, geschweige denn Schmerz zu erdulden.

Wenn man Kinder von der Autorität der Eltern „befreit“, kann man aber nicht erwarten, dass sich diese anderen Autoritäten und Institution unterwerfen werden, auch der Schule bzw. den Lehrern nicht. Schließlich kann man Kinder nicht dazu zwingen bzw. motivieren, dass sie das Lernen als Erwerb der Erkenntnisse schätzen, so dass das Niveau der Bildung sinkt. So benutzt der heutige Kapitalismus die Ausbildung und Bildung nur, um die geltende Ideologie zu vermitteln bzw. sie den unerfahrenen jungen Menschen aufzudrängen. Die Schule wird für den Zweck der Selektion benutzt, um dabei diejenigen zu ermitteln, die in der Ideologie der Freiheit eine Ersatzreligion finden, um dann attraktive Posten in der Gesellschaft als sozusagen moderne Priester einnehmen zu dürfen. Für Kinder aus den unteren - und allmählich auch aus den mittleren Schichten - ist dies der einzig übriggebliebene Weg nach oben geworden. Es ist kein Geheimnis, was an den Unis für eine akademische Karriere entscheidend ist, nämlich sich als von den Reichen und Mächtigen gekauften Ideologen geistig zu prostituieren. „Auch wenn man den Jungakademikern keine konkreten Anweisungen erteilt, begreifen sie schnell, daß sie nicht für kreatives Denken bezahlt werden. ,Wir sind hier kein Promotionssauschuß, vor dem jeder Doktorand in Ruhe seine Thesen ausbreiten darf‘, gibt Burton Pines, Forschungsdirektor bei der Heritage Foundation, unumwunden zu. ,Unser Auftrag lautet, konservative Politiker mit Argumenten einzudecken‘“ (Zakaria: 222). Damit gewinnen die „Eliten“ nicht nur talentierte und intelligente Kinder aus unterprivilegierten Schichten für sich, sondern sie entreißen damit diesen Schichten auch potenzielle Anführer einer Bewegung zur Änderung der ungerechten Verhältnisse. Dasselbe Rezept wendet der globale Kapitalismus auch auf der planetaren Ebene an.

Um die klassische Familie endgültig zu zerstören, haben sich die Ideologen des westlichen Kapitalismus seit Beginn dieses Jahrhunderts verschiedene neue familiäre Formen ausgedacht und legalisiert, wie man sie nach Millionen von Jahren der spontanen Evolution in der lebenden Natur nirgendwo findet. Man beabsichtigt damit angeblich individuelle Freiheiten zu erweitern. Nehmen wir einfach rein hypothetisch an, dass hier die individuelle Freiheit eine Möglichkeit der höheren menschlichen Einwicklung bedeuten sollte. Aus der Geschichte ist es uns nämlich bekannt, dass sich immer wieder auch absurdeste Ideen als richtig erwwisen konnten und welche angeblich zweifellos guten doch falsch waren. Erlauben wir uns also auch daran zu zweifeln, dass „der innere Zusammenhang der Familie kein entbehrlicher Luxus ist, … sondern im Gegenteil, das tägliche Brot, ohne das die Gesellschaft nicht bestehen kann“, wie es nicht wenige und unter anderem auch der Klassiker der Soziologie Durkheim noch vor mehr als einem Jahrhundert (Der Selbstmord: 222) behauptete. Dass aber eine Gesellschaft ohne ihre biologische Reproduktion nicht bestehen kann, unterliegt nicht dem geringsten Zweifel.

Die Individualisierung als Mittel der Entsolidarisierung der Gesellschaft, damit die Mehrheit nicht gegen die Machteliten rebelliert, erschöpft sich nicht nur in der Zerstörung der Familien. Es wird mit allen Mitteln verhindert, dass sie größere Gruppen und Bündnisse bilden, indem gesetzlich soziale Randgruppen bevorzugt werden. Demokratie wird auf die Herrschaft der Minderheiten umgeformt. Erwähnen wir nur die gerade wichtigsten Maßnahmen dazu. Mit dem staatlich geförderten und medial propagierten Thema „Genderisierung“ hat man nicht nur die Familie angegriffen, sondern die Gesellschaft innerlich zerstritten, damit ihr weniger Energie übrig bleibt, sich gegen die parasitären Eliten zu wehren. Zur sozusagen klassischen Methode divide et impera gehört auch, einst kulturell und sprachlich homogene Wohngebiete aufzuteilen, um sie durch kulturfremde Völkergruppen zu einer Multikulti-Gesellschaft zu machen. Die neuen Gruppen werden zur Freiheit erzogen, indem ihre Ansprüche unterstützt und Vergehen toleriert werden, den Altansässigen wird in der orwellschen Manier Mangel an Humanismus und Solidarität vorgeworfen. Was der Begründer des Faschismus, Benito Mussolini damals angekündigt hat, ist heute weitgehend realisiert: „Wir haben alle geoffenbarten Wahrheiten zerfetzt, wir haben auf alle Dogmen gespuckt, wir haben alle Paradiese abgelehnt und über alle Scharlatane – die weißen, die roten und die schwarzen – gespottet, die mit Wunderdrogen hausieren, die der Menschheit das ,Glück‘ bringen sollen. Wir glauben nicht an Programme, an Pläne, an Heilige, an Apostel; wir glauben erst recht nicht an das Glück, an das Heil, an das gelobte Land … Wir kehren zurück zum Individuum“ (Popolo d’Italia, 1. Dezember 1920). Der Erfolg des heutigen Kapitalismus, die Gesellschaft auf hilflose, angeblich freie Individuen zu reduzieren, hat zugleich produktive und geistige Kräfte für die weitere Existenz der Gesellschaften ausgezehrt. Gerade davor hat der größte englische Liberale des 19. Jahrhunderts, John Stuart Mill, ausdrücklich gewarnt: „Der Werth eines Staates ist auf die Dauer doch nur der Werth seiner Bürger; und ein Staat, … der seine Menschen zu Zwergen macht, um an ihnen gefügigere Werkzeuge selbst für heilsame Zwecke zu gewinnen, wird bald erfahren, dass sich mit kleinen Menschen nichts Großes wahrhaft vollführen lässt, und daß der vollendete Mechanismus, dem Alles geopfert ward, keinen Ersatz für die entschwundene Lebenskraft bietet, die er aus seinem Innern verbannt hat - um nicht durch sie gestört zu werden“ (On Liberty). Wie seltsam es einem auch vorkommen mag, mit Recht haben schon manche bemerkt, dass „der Liberalismus gescheitert ist, weil er gesiegt hat. … Der Liberalismus hat brutal das Reservoir der materiellen und moralischen Ressourcen ausgeschöpft und ist nicht mehr imstande sie zu füllen.“ (Patrick J. Deneen Why Liberalism Failed).

In dieser Hinsicht ist der Liberalismus bzw. der real existierende Kapitalismus eigentlich alles andere als originell. Schon der arabische Historiker Ibn Chaldum (1332-1406) stellte fest, dass in einer Gesellschaft, als sie Höhepunkt ihrer Entwicklung erreichte, ihre Eliten beginnen ihre Macht – also ihre Freiheit - zu missbrauchen und indem sie Untertanen verwahrlosen lassen, degenerieren sie auch selbst. Das schwächt die Gesellschaft von innen immer weiter, so dass sie von primitiven aber gut sozialisierten Barbaren bald besiegt wird. Die Barbaren werden von den fortschrittlichen Aspekten der besiegten Kultur angezogen und übernehmen sie, bis sie dann auch degenerieren. Was uns heute dazu noch einfallen kann, ist zu fragen, ob wir heute noch solche rettenden Barbaren auf unserem Planeten noch haben? Oder wäre es nicht besser, dass wir selbst etwas tun, also nicht auf die Rettung durch Barbaren warten?

Die konservativen Denker fällt es immer wieder ein, mit der neuen Religiosität die Lage noch zu retten. Im Sinne von Voltaire, der damals auf dem Feld des Geistes der berühmteste Mann des Kontinents war: „Wenn es Gott nicht gäbe, so müsste man ihn erfinden.“ Das wird aber nicht gelingen. Gott kann nur aus dem Herzen erwachsen, nicht aus der zweckrationalen Vernunft, und gerade das Herz hat uns der „freiheitliche“ Kapitalismus vergiftet und abgetötet.

     
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#Geld und was tun mit ihm?  
 
Ausführliche Fachartikel auf der Website:  
Überelegugnen der Ökonomen über das Geld und seine Funktionen lesen
Friedmans Geldregelung versus demokratische Geldschöpfung und Geldregelung lesen
Im eBook thematisiert:  
Marktwirtschaft neu denken: Teil II, Kapitel 8  
 
     
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Ausführliche Fachartikel auf der Website:  
Der Neoliberalismus - ein ideologischer Verrat an Liberalismus und Wissenschaft lesen
Im eBook thematisiert:  
Marktwirtschaft neu denken: Teil I, Kapitel 1.3  
 
     
     
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