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Das Geheimnis der Veränderung ist,
dass man sich mit all seiner Energie nicht darauf konzentriert, das Alte zu bekämpfen, sondern darauf, das Neue zu erbauen.
 
Sokrates ( *469 - †399 v. Chr. )  


   
  Paul Simek 
Marktwirtschaft
neu
denken
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  Verlag: BoD Shops  

LESEPROBEN:
 
Vorwort   dahin
Teil I  
EIN NEUES PARADIGMA FÜR DIE WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFT  
Aufbau und Inhalt von Teil I   dahin
  1: Wie die Theorie der liberalen Ordnung
entwickelt, verraten und verfälscht wurde
dahin
 
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  Solange die Entstehung des Nachfragedefizites selbst ungeklärt bleibt, ruhen alle Vorschläge zu seiner Überwindung auf tönernen Füßen, sind theoretisch unhaltbar oder verworren und können jederzeit wieder wegargumentiert werden. Keynes vermochte zwar das Nachfragedefizit nicht aufzuhellen, aber sein Verdienst, diese Frage hartnäckig gestellt und in den Augen der Welt die Richtigkeit des Sayschen Theorems erschüttert, gleichzeitig aber eine gegen jede Wirtschaftskrise brauchbare Therapie entwickelt zu haben, bleibt auch für uns unbestritten.
  Gerhard Kroll
  Ihr Angriffsziel waren die Grundlagen der überlieferten Lehre. Ihre Hauptwirkung betraf jedoch nicht die Grundlagen, sondern den Überbau der ökonomischen Theorie.
  Robert W. Clower
 

2:

Die Keynessche Nachfragetheorie:
ein überforderter Paradigmenwechsel

 

Schon Say selbst beklagte sich darüber, dass die volkswirtschaftlichen Tatsachen sich gegen sein freiheitliches System „als rebellisch erwiesen haben“. Ihm ist es aber trotzdem nie in den Sinn gekommen, sein „System“ könnte mangelhaft oder schlicht falsch sein, im Gegenteil. Er hat seine Realitätsblindheit stolz und heldenhaft zur Schau getragen, auch wenn er dafür belächelt und verspottet wurde. Wegen dieser offensichtlichen Kluft zwischen der Theorie der freien (laissez-faire) Marktwirtschaft und der Wirklichkeit des real existierenden Kapitalismus gab es immer wieder radikale Ökonomen, die den Markt rundheraus abgelehnt haben und ihn lieber heute als morgen abschaffen wollten. Karl Marx ist bei weitem der bekannteste von ihnen. Weniger radikale Ökonomen wollten nicht so weit gehen. Sie wollten nur seine offensichtlichen Schwächen beseitigen. John M. Keynes (1883-1946) ist mit Abstand der wichtigste von ihnen. Als sich seine Nachfragetheorie während der Großen Depression bzw. nach dem Zweiten Weltkrieg durchgesetzt hatte, gestalteten die westlichen Regierungen ihre Wirtschaftspolitik etwa drei Jahrzehnte lang weitgehend nach deren Empfehlungen und waren sehr erfolgreich damit. Nicht ohne Grund hat man diese drei Jahrzehnte das Goldene Zeitalter des Kapitalismus genannt. Zum ersten Mal in der Geschichte hatte der Kapitalismus hinreichend gut funktioniert.

Schon die praktischen Erfolge dieser drei Jahrzehnten allein wären ein ausreichender Grund uns die Theorie von Keynes genauer anzuschauen. Uns geht es aber insbesondere um ihre wissenschaftlichen Errungenschaften und ihre analytische Substanz. Hier sieht es allerdings mager aus. Gut gelungen ist es Keynes - wenn auch nur für wenige Jahrzehnte - mit seinen Argumenten einen bedeutenden Teil der Fachwelt zu überzeugen, dass das Problem der periodischen ökonomischen Krisen nicht die Kosten oder irgendwelche Knappheiten im Produktionsbereich sind, sondern eine nicht ausreichende Nachfrage. Das war nicht weniger als ein frontaler Angriff auf die neoliberale Lehre. Im paradigmatischen Rahmen des Modells von Walras, das nach Schumpeter die „Magna Charta“ der neoliberalen Wirtschaftswissenschaft wäre, gibt es nämlich gar keine Möglichkeit einen allgemeinen Nachfragemangel logisch zu deduzieren. Deshalb benötigte die Wirtschaftswissenschaft nach Keynes Überzeugung ein neues Paradigma. Dieses zu entworfen ist es ihm leider nicht gelungen. Eine wichtige, positiv herauszuhebende Besonderheit seiner Theorie bzw. seines ganzen Wirkens ist daher vor allem darin zu sehen, einen ambitionierten Versuch unternommen zu haben, die Wirtschaftswissenschaft nach einem Jahrhundert wieder auf den Boden der Tatsachen zu stellen. Es ist nicht zu viel der Ehre von Keynes zu sagen, dass er damit die ökonomische Theorie wieder zu einer echten Wissenschaft machen wollte, so wie sie es früher, bei den Frühliberalen - vor allem bei Adam Smith - einmal gewesen ist.

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Die Nachfragetheorie von Keynes begann mit dem Angriff auf das Saysche Gesetz, dem vorgeworfen wurde, dass es das übermäßige Sparen bzw. die Geldhortung nicht berücksichtige. Damit wurde das Geld ins Zentrum der ökonomischen Forschung gerückt. Schon damit hat Keynes die Wirtschaftswissenschaft deutlich beeinflusst und verändert. Die Theorien von Smith beruhten bekanntlich auf der realen Analyse, auch die Neoliberalen wollten niemals viel vom Geld und von den monetären Aspekten der Marktwirtschaft wissen. Es war üblich, das Geld mit dem Öl der Wirtschaft zu vergleichen: Es wäre angeblich nur ein Mittel, mit dem die ökonomische Maschine geschmiert wird - mehr nicht. Schließlich konnte auch die Geldhortung theoretisch nicht von Bedeutung sein. Indem Keynes gerade sie in den Mittelpunkt der ökonomischen Theorie rückte, hat er damit auch das Geld zu einer Größe (Variable) gemacht, die für die Funktionsweise der (realen) Wirtschaft als theoretisch relevant gelten sollte. Er war dabei so erfolgreich, dass sich bald sogar die neoliberale Theorie wesentlich verändert hat und in einem davor unvorstellbaren Maße monetär geworden ist. Bei dem „Monetarismus“, der von Keynes größtem Widersacher Milton Friedman entwickelt wurde, ist dies schon aus dem Namen unmittelbar ersichtlich. Dazu mehr im Kapitel 8.

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Mit dem Misserfolg des keynesschen Versuchs eines Paradigmenwechsels hat sich zum wiederholten Mal bestätigt, dass neue Theorien nicht auf die Grundlage (axiomatische Basis) der alten Theorie bzw. des alten Paradigmas gestellt werden können. Deshalb bleibt uns nichts anderes übrig als tiefer anzusetzen und einen wirklichen Bruch mit dem - heute wieder - herrschenden partikel-mechanischen Referenzmodell zu wagen. Dieser Wechsel, da bleiben wir mit Keynes einer Meinung, kann nur einen Wechsel von der Angebotstheorie zur Nachfragetheorie bedeuten, und zwar aus dem bereits hinreichend erörterten Grund: Eine funktionale Störung der Marktwirtschaft geht zweifellos immer Hand in Hand mit Absatzproblemen und diese lassen sich empirisch weder mit irgendwelchen sogenannten Strukturproblemen (Disproportionalitäten oder Innovationen) noch mit angeblich gewinnverzehrenden Produktionskosten („Grenzleistungen“) erklären. Aber der Nachfragemangel, wie unbestritten er als empirische Tatsache sein mag, macht noch keine Theorie aus. Wissenschaftliche Theorien bilden sich nicht als Fortschreibung und Verallgemeinerung der Tatsachen, sondern sie gehen ihnen - in den Köpfen der Menschen - voraus. Einem neuen nachfragetheoretischen Ansatz oder Paradigma muss also eine analytisch strenge theoretische Erklärung des Nachfragemangels vorausgehen, für die sich dann überzeugende empirische Belege (Tatsachen) finden lassen.

Das Scheitern der Theorie von Keynes verschafft uns endgültig die Gewissheit, dass die Geldhortung allein den Nachfragemangel nicht überzeugend erklären kann. Tatsächlich lässt sich ein Verschwinden des Geldes empirisch nicht nachweisen. Heben wir noch einmal hervor, dass dies auch den ersten Nachfragetheoretikern vom Anfang des 19. Jahrhunderts (Sismondi, Malthus) nicht gelungen ist, Keynes und seinen Nachfolgern ein Jahrhundert später ebenfalls nicht. Und schon gar nicht sollten wir irgendwelche Schwächen in der menschlichen Natur zur Ursache der unzureichenden Nachfrage erklären. Mit psychologischen Argumenten kann man bekanntlich immer alles erklären und bei Bedarf auch das Gegenteil davon, und gerade deshalb sind solche Argumente unbrauchbar.

Die monetäre Nachfragetheorie gibt also keine zufriedenstellenden Antworten auf eine richtige und wichtige Frage: Wie viel darf eine Wirtschaft sparen und investieren? Die ersten Nachfragetheoretiker haben richtig geahnt, dass das Sparen, also das reale Sparen im Sinne des Verzichts auf Konsum zugunsten der Investitionen zwar nötig, nicht aber immer und nicht in jedem Umfang nützlich bzw. möglich ist. Sie haben also im Kapital nicht unbedingt einen knappen bzw. limitierenden Faktor der Produktion gesehen, schließlich konnte für sie auch das Sparen nicht immer nötig und sinnvoll sein. Wie viel man wirklich sparen und investieren kann und wann es zu viel ist, darüber waren sie jedoch nicht imstande etwas Bestimmtes zu sagen. Deshalb können heute wir mit hinreichender Sicherheit davon ausgehen, dass es ohne empirisch zutreffende und analytisch präzise Aussagen darüber keine überzeugende und erfolgreiche Nachfragetheorie geben wird. Eine solche wird man nämlich nach wie vor bequem als „oberflächlich“ beiseiteschieben können. Die bereits erwähnte britische Ökonomin Joan Robinson hat es exakt auf den Punkt gebracht: „Die Sparsamkeit ermöglicht eine hohe Akkumulationsrate und behindert gleichzeitig ihre Realisierung. Dieses paradoxe Wirken der kapitalistischen Spielregeln ist eine der Hauptfragen, die wir durch ökonomische Analysen aufzuhellen hoffen.“ Im nächsten Kapitel wird die Antwort auf diese wichtige Frage analytisch streng abgeleitet.

 
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  3: Eine neue analytische Grundlage für
das nachfragetheoretische Paradigma
dahin
  4: Die Eignung der (realen) Nachfragetheorie
zur Erklärung marktwirtschaftlicher Tatsachen
dahin
Teil II  
REGELUNGEN FÜR EINE FUNKTIONIERENDE MARKTORDNUNG  
Aufbau und Inhalt von Teil II   dahin
  5: Die neue Auffassung über die Affekte
als Geburtsort der geregelten Ordnung
dahin
  6: Wie der Mensch nach Smith wirklich ist
und seine Regeln für die Marktwirtschaft
dahin
  7: Die makroökonomischen Regelungen
für eine funktionierende Marktordnung
dahin
  8: Schuldenfreie Nachfrageschaffung
durch demokratische Geldmarktpolitik
dahin
Mathematischer Anhang (auf der Website)     weiter weiter   weiter weiter
Literatur   dahin
Inhaltsverzeichnis   dahin
Bemerkungen und Kommentare zum Buch   dahin
         
  Links im Buch zu weiterführenden Beiträgen auf der Website   weiter

 
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