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            |  | Die  Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere  Ergebnisse zu erwarten. |  |  |  
            |  | Albert Einstein |  |  |  
            |  | Denn  das Ziel für meine Wissenschaft ist, dass nicht Argumente sondern Künste  (artes) erfunden werden … nicht wahrscheinliche Gründe, sondern Beschreibungen  und Anleitungen für Werke . |  |  |  
            |  | Francis Bacon |  |  |  
            |  | Was  wir brauchen, und das ist die Herausforderung sowohl an die Wissenschaft als  auch an die Ökonomie, das sind überlebensfähige stabile Ungleichgewichte. Wir  haben gelernt, ja in vielen schmerzhaften Fällen lernen müssen, dass die  Übertreibung der Spannung, das Über-das-Ziel-Hinausschießen von  Ungleichgewichten zu Katastrophen führt. Das ist genau das, was die Natur in  einem langwierigen Evolutionsprozess gelernt hat zu vermeiden. |  |  |  
            |  | Josef  H. Reichholf |  |  |  
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            | 7: | Die  makroökonomischen Regelungenfür  eine funktionierende Marktordnung
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    |  | Als der Kommunismus  zusammenbrach, haben die Verfechter des Kapitalismus darin den endgültigen  Beweis gesehen, dass nach der Großen  Depression (1929) der totgeglaubte Neoliberalismus die einzig  richtige ökonomische Wissenschaft ist. Mehr noch. Sie wollten darin den  endgültigen Beweis dafür sehen, dass die politische und ökonomische Ordnung des  real existierenden Kapitalismus eine naturgegebene ist und die letzte und  höchste Stufe der zivilisatorischen Entwicklung. Man begann schon vom „Ende der  Geschichte“ (Francis Fukuyama) zu schwadronieren. Schließlich haben die  Neoliberalen mit Hilfe des korrupten westlichen Parteiensystems ihre  „barbarische Konterrevolution“ (Walt Rostow) erfolgreich durchgeführt und die  Gesellschaft „marktkonform“ umgestaltet. Sehr schnell hat sich aber  herausgestellt, dass es nicht das Ende der Geschichte war, sondern nur eine  Rückkehr des grausamen, unsozialen und kriminellen Kapitalismus des 19.  Jahrhunderts. Schließlich unterscheiden sich auch die viel beschworenen  „Herausforderungen des 21. Jahrhunderts“ prinzipiell nicht von denen des 19.  und 20. Jahrhunderts. Indem die heutige  „marktwirtschaftliche Ordnung“ nur die altbekannten Tatsachen der  kapitalistischen Ordnung hervorbringt, hat sich in den Sozialwissenschaften  bzw. in der Wirtschaftswissenschaft dasselbe bestätigt, was man aus den  Naturwissenschaften schon lange kennt. Zum  einen bestimmt der paradigmatische Rahmen (axiomatische Basis) den  Umfang der Probleme, Lösungen und schließlich auch Tatsachen. Einer Theorie  kann nun mal keine Lösungen für ungelöste praktische Probleme vorschlagen, wenn  diese in ihrem Weltbild nicht vorkommen können. Zum  anderen kann eine Theorie bzw. ein Paradigma so lange nicht sterben,  bis eine bessere Alternative auftaucht. Erst mit dem neuen Paradigma  verschwinden die Anomalien und Paradoxe des vorherigen, die Tatsachen und  Probleme werden völlig anders gesehen und auch die Lösungen für sie sind ganz  andere. Die reale Nachfragetheorie soll nun diese Alternative für die wissenschaftliche Erforschung und praktische  Gestaltung der Marktwirtschaft sein. Die dieser Theorie zugrunde liegende kreislauftheoretische Analyse der  freien Marktwirtschaft lässt uns begreifen, dass die freie Marktwirtschaft ein  Stabilitätsproblem als sozusagen ihren Konstruktionsfehler hat (Kapitel 3).  Wegen der fehlenden Nachfrage bricht sie schließlich periodisch immer wieder  zusammen (Kapitel 4) und verharrt manchmal für eine längere Zeit danach auch  noch in Rezession oder Stagnation. In diesem und dem nächsten Kapitel soll nun  gezeigt werden, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um dieses Problem praktisch  lösen zu können. Anhand der vorangegangenen  ordnungstheoretischen und kybernetischen Überlegungen (Kapitel 5 und 6) wird  der Leser schon ahnen können, dass die hier vorgeschlagenen konkreten Maßnahmen  vorzugsweise Regelungen sein  werden, und zwar Mengenregelungen.  In den Sozialwissenschaften haben sich die ordnungstheoretischen Ansätze mit  Regelungen bis heute immer noch nicht hinreichend durchgesetzt, aber das muss  nicht für immer so bleiben. Gerade was die Wirtschaftswissenschaft betrifft  kann man zuversichtlich sein, dass sich dies ändern wird, vor allem aus dem  Grund, der schon dem Begründer der Kybernetik Norbert Wiener auffiel. Gerade  die Wirtschaftswissenschaft „ist der Zweig der Soziologie, der sich dadurch  auszeichnet, dass er wesentlich bessere quantitative Wertmaße besitzt als die  übrige Soziologie“, die als solche für die Mengenregelungen gut geeignet sein  müssten. Die kreislauftheoretische Analyse bzw. die aus ihr abgeleitete allgemeine Gleichung des Sparens (Kapitel 3) bestimmt, welche Größen und (quantitativen) Relationen zwischen  ihnen für diese Mengenregelungen relevant sein können. Mengenregelungen machen  natürlich Verhaltensregeln nicht überflüssig. Sie ergänzen und vervollkommnen  sie, damit die Marktwirtschaft überhaupt ausreichend stabil funktionieren kann.  Mit den vorgeschlagenen Regelungen und weiteren Maßnahmen  soll gezeigt und nachgewiesen werden, dass der wirtschaftliche Ablauf  beeinflussbar ist. Nicht die Natur oder naturgegebene Gesetze, sondern der  Mensch selbst ist es, genauer gesagt seine Institutionen und Regierungen, die  durch ihr Tun und Lassen die wirtschaftliche Zukunft der Völker bestimmen, sei  es zum Guten oder zum Schlechten. In unserer Wahl der Regelungen und der  weiteren Maßnahmen wird es aber nicht nur wichtig sein, wie erfolgreich sie die  Nachfrage erhalten und für die Stabilität sorgen, sondern auch ihr Beitrag für  die Schaffung einer humaneren und gerechteren Gesellschaft. Der materielle Wohlstand  ist nämlich nicht alles, das stimmt, es stimmt aber genauso, dass ohne ihn  alles nichts ist.  |  |